Dieser Gastbeitrag stammt aus der Feder eines sehr guten Kollegen aus der Branche: Thomas Toperczer – dem Gründer von Your Skills und dem Initiator des Grazer Flow-Markts. In seiner ganz persönlichen Story erklärt er, wie er es mit Achtsamkeit und der Entwicklung von mentaler Stärke durch sehr dunkle Zeiten seines Lebens geschafft hat und die gelernten Lösungsansätze heute in seinem Alltag umsetzt.
„Thomas, bevor du Mentaltrainer geworden wärst, hätten Obama und Putin eine Ehe geführt!”
Das hat mir ein alter Bekannter gesagt als ich ihn nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder getroffen habe – und Recht hatte er damit! Ich würde von mir selbst nämlich nicht wirklich behaupten, dass ich mich von Grund auf zum Typ Mensch zähle, der sich „von sich aus“ mit mentalem Training, Achtsamkeit oder Persönlichkeitsentwicklung auseinandergesetzt hätte. Aber wie so oft im Leben kommt es A) anders und B) als man denkt!
Das Leben ist eine ständige Entwicklung.
Das einzig wirklich Beständige im Leben ist die Veränderung. Wir planen unser Leben, die Liebe, die Karriere, die Erfolge, das Glück, unsere Beziehungen oder die Erfüllung. Und doch kommt es dann oft ganz anders, als geplant. Vielleicht kommt es sogar wirklich exakt so, wie geplant, aber es fühlt sich dann in dem Moment doch nicht ganz so gut an, wie wir uns das in unserer Vision vorgestellt hatten. Unser Verstand versucht das zu verstehen und wir denken, wir haben die Erkenntnisse, was wie warum funktioniert – oder eben nicht funktioniert. Und dann stoßen wir plötzlich in Situationen an unsere Grenzen und stellen fest: „He, Moment mal, an der Stelle war ich doch schon einmal, das kenne ich doch irgendwoher, warum ist es wieder so gekommen? Ist das jetzt zufällig oder könnte es sein, dass ich mich im Kreis drehe? Liegt es an mir, den anderen oder an der Situation oder vielleicht doch nur an den äußeren Umständen? Aus-Schluss-Basta! Ab sofort mache ich alles anders! Heute ist der erste Tag meines neuen Lebens!“
Gedankengänge und Vorsätze wie diese kennt höchstwahrscheinlich jeder von uns und das ist auch gut so. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt darauf eingehen, was es damit auf sich hat.
Spulen wir nochmal kurz zurück!
Vor nun fast 7 Jahren hatte ich leider und zum Glück einen folgenschweren Motorradunfall. Doch nicht dieses Ereignis alleine motivierte mich, mich mit den Themen Mentaltraining, Achtsamkeit und Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen, sondern insbesondere die darauffolgenden Jahre, welche von starken Schmerzen rund um die Uhr sowie großen Einschränkungen meiner Mobilität geprägt waren. Seit diesem Tag leide ich an chronischen Schmerzen. Das bedeutet in meinem Fall relativ starke Rückenschmerzen in Kombination mit sehr wenig Schlaf. Mit heutigem Datum sind es nun 2.462 Tage nonstop.
Und plötzlich war alles anders.
Ab dem Zeitpunkt des Unfalls änderte sich nicht nur mein physischer Zustand, sondern auch meine psychische und mentale Verfassung erheblich. Die mit dem Unfall einhergegangenen Veränderungen weckten (vorerst noch unbewusst) mein Interesse, mich näher mit den Hintergründen des Schmerzempfindens sowie Methoden und Techniken zur Schmerzlinderung zu beschäftigen.
Ich habe mich dann intuitiv und ohne es selbst wirklich zu merken auf die Suche nach Antworten gemacht und wurde in den breitgefächerten Methoden und Ansätzen von mentalem Training & Achtsamkeit fündig. Es war fast so, als wenn ich notgedrungen eine unscheinbare Türe öffne und dahinter verbirgt sich plötzlich eine unendlich große Welt! Eine Welt voller Erkenntnisse, Einsichten, teilweise auch vielen Eingeständnissen und Lektionen, aber vor allem mit vielen potentiellen Möglichkeiten!
Die Kehrtwende
Ich persönlich beschäftige mich seit jeher gefühlt jeden Tag mit diesen Themen und ich bin natürlich noch lange nicht am Ende angekommen. Ich werde auch nicht ankommen, denn Persönlichkeitsentwicklung ist eine Reise ohne konkretem Ende. Den Platz, an dem wir angekommen sind, den gibt es nämlich nicht! Für mich ist es viel mehr ein Weg, den ich gehe, weil ich die Reise an sich spannend finde, weil ich neugierig und abenteuerlustig bin und es für mich hier viel zu entdecken gibt und weil es mein Leben interessanter, sinnvoller und vor allem um einiges erfüllter macht.
Der Weg der kleinen Schritte
Eines sei noch ganz kurz erwähnt – Wer sich in diesem Artikel die 5 Tipps für den Weg zum Erfolg erhofft hat, wird leider enttäuscht werden, denn die gibt es meines Erachtens nicht. Es gibt keinen Universalschlüssel oder Ratschlag, der für absolut jeden gelten könnte. So wie sich die Erwartungen, Charaktereigenschaften und Handlungsmuster jedes einzelnen auf individuelle Art und Weise darstellen, so unterscheiden sich auch die Herangehensweisen und Erwartungen. Diese Individualität findet ihre Ursache auch in unseren subjektiven Motiven und einzigartigen Lebenserfahrungen. Aus diesem Grund ist es meiner Meinung nach schwierig bis nahezu unmöglich, allgemein gültige Erfolgsstrategien, Konzepte und Prinzipien zu bestimmen.
„Kleine Schritte“ sind hier tatsächlich die Zauberwörter. Denn Wachstum, Fortschritt oder wie auch immer du es nennen willst, kann man nicht erzwingen – es passiert in seiner ganz eigenen Zeit. Deswegen erachte ich es von größtem Vorteil, möglichst entspannt und locker an die Sache heranzugehen und sich nicht zu viel vorzunehmen oder gar zu erwarten!
Wissen versus Kompetenz
Was ist da eigentlich der Unterschied? Wissen definiert das Aneignen und Verstehen von Informationen. Das Tolle dabei ist, dass wir ja bekanntlich im Informationszeitalter leben. Es war noch nie einfacher als heute, sich Wissen anzueignen! Zum Thema „Wissen“ gibt es allerdings einen wichtigen Keyfact, den ich dir an dieser Stelle noch eingehend verdeutlichen möchte:
Stell dir mal vor, du liest alle Bücher auf dieser Welt, die sich dem Thema Klavierspielen widmen. Danach kennst du bestimmt die besten Herangehensweisen sowie Haltungstechniken deiner Finger für den optimalen Anschlag der Tasten. Du weißt dann auch genau, wo du deinen Blick während dem Spielen am besten hinrichtest, aus welchem Holz so ein Klavier geschnitzt ist und wahrscheinlich noch vieles mehr. Aber deswegen kannst du noch lange nicht spielen!
Das Sprichwort „Übung macht den Meister“ trifft es hier wohl am deutlichsten. Und an dieser Stelle grenzt sich der Begriff „Kompetenz“ ganz klar von Wissen ab. Generell gilt der Leitsatz, dass erst dann Kompetenzen manifest werden, wenn Wissen in konkrete Handlungen umgesetzt wird. Aus psychologischer Sicht betrachtet, beschreibt das Wort Kompetenz die Fähigkeit zum kreativen und selbstorganisiertem Handeln, auch in unüberschaubaren und komplexen Situationen. Erst, wenn du also dein vorhandenes Wissen in Handlungen umsetzt und dabei Erfahrungen sammelst, aus welchen du dich dann wiederum weiterentwickelst, spricht man von Kompetenz.

Wenn mir meine eigene persönliche Erfahrung und auch der Austausch mit vielen Gleichgesinnten einen gemeinsamen Nenner aufgezeigt hat, dann diesen, dass wir alle schon sehr viel Wissen besitzen aber oftmals vergessen, dieses Wissen in der Praxis – also in unserem Leben – anzuwenden.
Als ich damals mit meiner bewussten, persönlichen Weiterentwicklung begonnen habe und das enorme Potential dieser Lehre bzw. Philosophie erkannte, hat mich die Motivation fast erschlagen! Innerhalb kürzester Zeit habe ich dann „gefühlt“ alle verfügbaren Information aufgesaugt. Ich hatte das Gefühl, alles verstanden zu haben und bin irrtümlicherweise davon ausgegangen, dass sich ab sofort alles in meinem Leben automatisch zum Positiven wenden wird.
Pustekuchen!
Der Dunning-Kruger-Effekt hatte mich mit seiner vollen Breitseite erwischt! Ich dachte, dass ich jetzt super-gescheit bin und mich das Wissen nun automatisch weiterbringt. Aber umso mehr ich mich im Laufe der Jahre mit Themen aus Psychologie, mentalem Training und Persönlichkeitsentwicklung beschäftigte, umso mehr wurde mir bewusst, wieviel ich eigentlich noch nicht darüber weiß!
Deshalb habe ich es mir in meinem eigenen Handeln und mit meinem Unternehmen „Your Skills“ zum Ziel gemacht, nicht nur Wissen sondern viel mehr Kompetenzen zu vermitteln – also Menschen ins Tun zu bringen. Meine Philosophie ist es, den Weg in kleinen aber vielen Schritten zu gehen. Also quasi groß zu denken aber klein anzufangen. Die ersten kleinen Schritte gehen, Erfahrungen sammeln, diese dann reflektieren, eventuell die Richtung ein wenig korrigieren, um dann wieder die nächsten kleinen Schritte zu gehen. Ich mache auch nur noch Aktivitäten, die mich interessieren und mir Spaß und Freude bereiten. Fehler gehören in diesem Prinzip natürlich dazu und dienen mir als Wegweiser. Seit ich dieses Prinzip wirklich verstanden habe, kann ich mich zurücklehnen und die Reise endlich genießen! Das ist meine persönliche Wunderwaffe und diese erlaubt es mir, selbst die noch so negativen Ereignisse in meinem Leben aus einer gewissen emotionalen Distanz zu betrachten.
Diese Sichtweise bedeutet für mich mentale Stärke!
Auch wenn es zwischendurch immer wieder mal ruckelt, würde ich behaupten, dass mein Leben im „Flow“ ist. Außerdem passieren seither Dinge, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe und die ich mir auch nicht so recht erklären kann – wie zum Beispiel, diesen Gastbeitrag für RealTalk aber vor allem für dich zu schreiben! Hättest du mir vor zehn Jahren erzählt, dass ich einmal so einen Text verfassen werde, hätte ich dich womöglich ausgelacht. Denn ohne meinen Unfall hättest du diesen Text hier bestimmt nicht gelesen. Es sind also nicht nur die Erfahrungen, welche uns in unserer Entwicklung voranbringen, sondern vor allem, wie wir diese bewerten und welche persönlichen Kompetenzen wir dadurch entwickeln können!
Ich wünsche dir alles Gute und viele erlernte Kompetenzen auf deinem Weg!
#highfive
euer Thomas
PS: Wenn du dich in diesem Text wiedererkannt hast und du gerne mehr über mich oder meine Projekte, wie z.B. dem „Grazer Flow-Markt“, erfahren möchtest, dann darf ich dich ganz herzlich auf meine Onlinekanäle einladen!