Krebs – harter Panzer und weicher Kern

Kurze Info vorab:

Vor ein paar Monaten haben wir die großartigen Menschen von Lebensheldin e. V. kennengelernt und es hat sich eine tolle Zusammenarbeit ergeben. Wir haben viele Überschneidungen und Gemeinsamkeiten in unseren Vorstellungen und Visionen entdeckt. Darum sind die Lebensheldinnen eine Herzensangelegenheit für uns und wir möchten sie hiermit gerne etwas unterstützen und ihnen eine Plattform bieten.

Lebensheldin ist die erste gemeinnützige Organisation im deutschsprachigen Europa, die für den Neuanfang nach Brustkrebs und den positiven Umgang mit der Erkrankung steht. Der Fokus ist nach vorne gerichtet. Es geht nicht um die Krankheit, sondern um Heilung. Wie das geht, erfährst du in diesem Blogartikel, aber auch in der neuesten Podcast-Folge.

Perfektionismus schützt nicht vor Verletzlichkeit

Ein erstes Vorzeichen bekomme ich in unserem Herbsturlaub an der Nordseeküste. Normalerweise entdecken wir beim Muschelsammeln vereinzelt kleine Krebse. An diesem Tag ist es anders: Am Flutsaum liegen unzählige große Krebse, der ganze Strand ist voll davon. Als ich nach meiner Chemotherapie wieder zur Erholung an diesen Ort zurückkehre, finde ich keinen einzigen Krebs mehr, nur noch eine leere Krebshülle.

Dr. Jeanette Dittmann

Die Perfektionismus-Falle

Mein Name ist Jeanette, ich bin 44 Jahre alt, meine Kinder erst vier und neun. Immer getrieben versuche ich, Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Beides will ich besonders gut hinkriegen, ich mache am liebsten alles selbst und gerate deshalb oft in die Falle des Perfektionismus. Im Job bin ich noch nicht da angekommen, wo ich hinwill, und es macht mich unglücklich, dass ich nicht die Wertschätzung bekomme, die ich mir immer ersehnt habe. Mein Mann ist noch getriebener, wir sehen uns oft nur noch zwischen Tür und Angel und haben wenig Zeit füreinander.

Wie entspannend ist da unser Start in die Ferien. Wir sitzen gemütlich im Zug Richtung Norddeutschland, um gemeinsam mit meiner Mutter Weihnachten zu feiern. Aller Vorweihnachtsstress fällt von mir ab und ich genieße die Fahrt, als mich plötzlich, wie aus dem Nichts, eine Schwermut befällt, die ich nicht greifen kann. Ich fange an zu weinen und kann mich gar nicht mehr beruhigen.

Bei unserer Ankunft ist alles vergessen und ich freue mich auf die Festtage. Als ich am Heiligabend mein neues rotes Weihnachtskleid anziehen will, spüre ich in meiner linken Brust etwas Hartes. Ich habe ein ungutes Gefühl, doch im Trubel der Geschenkeschlacht vergesse ich das erstmal wieder. Später im Bett taste ich nochmals meine Brust ab. Die Verhärtung ist immer noch da.

Sollte mein Weihnachtsgeschenk etwa Brustkrebs sein?

Im Nachhinein sehe ich es als Zeichen des Himmels, dass ich am Heiligabend zwischen Kirche und Bescherung den Knoten entdecke, obwohl ich mich eigentlich nicht abtaste. Direkt nach unserer Rückkehr aus Norddeutschland vereinbare ich einen Termin bei meiner Frauenärztin. Sie bestätigt meinen Tastbefund. Allerdings ist weitere Diagnostik erforderlich, um endgültig Gewissheit zu bekommen. Meine Angst wächst. Aufgrund der Weihnachtsferien scheint es unmöglich, den erforderlichen Mammografie-Termin zu bekommen. Glücklicherweise findet sich doch eine Möglichkeit, 40 Kilometer außerhalb! – ich wäre an dem Tag auch 1000 Kilometer gefahren, um Klarheit zu bekommen.

Eintauchen in Krankheit und Leben

Der Arzt dort ist sehr verhalten, als er das Ergebnis sieht. Er vermutet, dass es bösartig sein wird. Genaueres kann aber nur ein MRT zeigen. Ich habe mich zwischenzeitlich umgehört und mich für die weitere Diagnose für ein Brustzentrum 20 Autostunden entfernt entschieden. Was kommt da auf mich zu? Ich muss einige Tage warten, bis ich endlich im MRT mit Biopsie weitere Gewissheit bekomme. Ein Albtraum, der wahr wird: Brustkrebs!

Der Tumor ist wesentlich größer als ursprünglich vermutet, und ich werde wahrscheinlich meine Brust verlieren. Der Arzt geht zudem davon aus, dass ich eine Chemotherapie machen muss. Ich, Chemotherapie? Wo ich doch ohnehin schon kein tolles Immunsystem habe? Glatze, Übelkeit, keine Lebensqualität! – mit diesen Gedanken muss ich alleine wieder 20 Stunden nach Hause fahren, um meinem Mann, meinen Kindern, meiner Mutter und meinen Freunden von der Diagnose zu erzählen. Während der Fahrt fühle ich mich wie in einem vernebelten Tunnel und habe furchtbare Angst. Als mein Mann mich vom Bahnhof abholt, fallen wir uns weinend in die Arme, doch ich tröste ihn: „Wir schaffen das.“ Mein Mann ist bis heute beeindruckt von meiner Zuversicht. „Der Krebs kann mich mal! Ich will leben!“

Nur wenige Tage später bestätigt das Biopsie-Ergebnis unsere Befürchtungen. Triple negativ. Jetzt ist auch endgültig klar, dass ich eine Chemotherapie machen muss. Die Mediziner machen mir trotz der erschütternden Diagnose Mut: „Das kriegen wir hin. Der Tumor wird schmelzen wie ein Schneeball in der Sonne.“ Sie erklären mir, dass schnell wachsende Tumoren nicht immer negativ sein müssen. Sie sind sehr fragil, anfällig für eine Chemo und! – rechtzeitig erkannt! – heilbar.

Mein Arzt gibt mir von Anfang an die wertvolle Empfehlung, mein Leben dennoch weiterzuleben und der Krankheit maximal eine Stunde am Tag Raum zu geben. In dieser Zeit soll ich ganz bewusst in die Krankheit eintauchen und mich mit ihr auseinandersetzen. Er stellt mir auch die wichtige Frage, ob ich eine Frau kenne, die ebenfalls schon an Brustkrebs erkrankt und einen ähnlichen Weg gegangen ist. Tatsächlich fällt mir jemand ein, und ich kontaktiere sie umgehend. Das ist genau die richtige Entscheidung, denn während der Therapie wird sie zu einer meiner wichtigsten Stützen und zu einer lieben Freundin.

Als ich Freunden und Verwandten von der Diagnose erzähle, bin meist ich es, die die Tröstende ist. Irgendwie baut mich das auf, denn je mehr ich erzähle, desto stärker werde ich, und jedes Mal denke ich: Ich schaffe das. Zum Zeitpunkt der Diagnostik habe ich große Angst, die Unsicherheit und Unwissenheit quälen mich. Doch irgendwann macht die Angst Platz für Wut: Warum muss ich das jetzt alles ertragen? Andere regen sich darüber auf, wenn ihnen der Fingernagel abgebrochen ist. Wieso muss ausgerechnet ich durch diese Leidensphase gehen? Zum Glück habe ich meinen Mann an meiner Seite, der stets Zuversicht ausstrahlt. Er erzählt jedem, wie sehr er mich für meine Stärke bewundert, und macht auch mir damit immer wieder bewusst, dass ich stark bin und es schaffen werde:

Ich werde wieder gesund und alles wird gut!

Gute und böse Fische

Mein Arzt vermittelt mir eine tolle Psycho-Onkologin. Sie gibt mir wertvolle Tipps, vor allem im Umgang mit meinen Kindern. So rät sie meinem Mann und mir eindringlich, offen mit den beiden zu reden und nichts zu beschönigen. Die Offenheit sei erforderlich, damit die Kinder nicht das Vertrauen verlieren. Es würde noch viel mehr Schaden anrichten, ihnen die Wahrheit zu verschweigen, und die Worte Krebs und Tumor sollten auch fallen. Sie versorgt uns mit zahlreichen Broschüren zum Thema Brustkrebs und empfiehlt Bücher mit Geschichten für Kinder zu diesem Thema. Sie rät uns, für das Gespräch mit den Kids viel Zeit einzuplanen. Es solle im Laufe des Tages stattfinden und nicht abends vor dem Zubettgehen, damit die Kinder die Möglichkeit haben, aus dem Gespräch auszubrechen. Wir sollten nichts beschönigen, aber das Thema Tod dürften wir ausklammern.

Ich bin sicher, wieder richtig gesund zu werden, diese Zuversicht will ich ausstrahlen und auch verbreiten. Trotzdem graut mir vor dem Gespräch. An einem Samstag nach dem Frühstück ist es soweit: Wir erzählen den Kindern von meiner Krankheit und der bevorstehenden Chemotherapie. Dabei bedienen wir uns einer Geschichte aus den Büchern, die wir bekommen haben. Dort werden der Krebs und die Chemo mit dem Bild von guten grünen und bösen roten Fischen im Körper beschrieben. Als wir erzählen, dass Mama aufgrund der Medikamente gegen die bösen roten Fische alle Haare verlieren wird, ist es vorbei. Die Kinder fangen an zu weinen. Meine Tochter rennt tränenüberströmt in ihr Zimmer und schließt sich ein. Die Reaktion seiner Schwester lässt auch meinen Vierjährigen erahnen, was all das bedeutet. Nun ist auch er außer sich. Es ist schrecklich und ich hoffe, dass ich so etwas nie wieder machen muss. Wir schaffen es schließlich, den Kindern zu vermitteln, dass Mama zwar Krebs hat, aber nicht daran sterben, sondern wieder gesund wird.

Mein Sohn hat an dem Tag noch ein Hockeyturnier, zu dem wir alle zusammen gehen, nachdem wir uns beruhigt haben. Die Normalität tut uns allen gut. Bis auf die Tatsache, dass mein Kleiner jedem sofort berichtet, dass seine Mama Krebs hat …

Dr. Jeanette Dittmann

Berge statt Meer für den Krebs

Je mehr ich mich mit der Krankheit beschäftige und je mehr positive Erfahrungsberichte ich lese, desto weniger Angst habe ich, zu sterben oder nicht wieder gesund zu werden. Die Chemotherapie war für mich bisher immer das absolute Schreckgespenst. Die Ärzte machen mir aber klar, dass sie ein Mittel ist, das mich wieder gesund machen kann. Auch meine Freundin gibt mir das Mantra an die Hand, dass die Chemo für mich da ist und mir hilft. Ich bin dankbar, dass es diese Medikamente gibt, und gleichzeitig frage ich mich, wie ich die Gifte wieder aus meinem Körper rausbekomme. So sehr ich die Schulmedizin zu schätzen weiß, glaube ich, dass mein Körper viel mehr kann, ich muss nur an ihn glauben und ihn unterstützen, wo ich kann. Deshalb entscheide ich mich, trotz Chemotherapie regelmäßig Sport zu treiben, mich gesund zu ernähren und zu fasten.

Zum Fasten während der Chemotherapie hatte ich mich belesen und für mich mitgenommen, dass Intervallfasten die Heilungserfolge erhöhen und zu einer Verringerung der Nebenwirkungen führen kann. Hierzu gibt es auch schon einige wissenschaftliche Studien. Vereinfacht gesprochen lautet die Theorie, dass die gesunden Körperzellen durch das Fasten in eine Art Winterschlaf fallen und so die Chemomedikamente nicht mehr so aktiv aufnehmen. Unsere Körperzellen sind hierauf genetisch bedingt konditioniert. Die Krebszellen dagegen kenne diese Art Winterschlaf nicht und saugen deshalb ausgehungert die für sie tödlichen Chemomittel umso mehr auf.

Diese Theorie hat mich überzeugt, und der Gedanke hilft mir sehr. Deshalb ziehe ich es durch und faste für jeden Chemozyklus, natürlich in Absprache mit meinem Onkologen. Das Thema Ernährung stresst mich dagegen am Anfang doch sehr. Je mehr ich hierzu lese, desto mehr habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich gar nichts mehr essen kann. Die Angst, etwas Falsches zu mir zu nehmen, ist groß. Auf der anderen Seite geht es mir nach ein paar Tagen mit meinen neuen Essensgewohnheiten schon viel besser und ich finde nach und nach zu einer Ernährungsform, die optimal zu mir passt.

Jeden Tag nehme ich mir Zeit für mich und mache Sport zu einer meiner Routinen. Ich starte morgens mit einer Joggingrunde oder einer Einheit auf meinem Hometrainer, danach mache ich entweder Stretching, Yoga oder eine kleine Meditation. Dies hatte ich mir vorher nicht besonders oft gegönnt. Mit dem Training in meinem Yogastudio höre ich allerdings während der Chemo auf, da ich mich in der Gruppe zu der Zeit nicht mehr so wohl fühle.

Dafür fahren wir jedes Wochenende in die Berge zum Skilaufen. Diese geballte Ladung Sauerstoff und Lebensfreude schenkt mir die Energie, die ich brauche, um die Chemotherapie zu überstehen. Die Berge, die Sonne, das Glitzern des Schnees und die frische Luft geben meinem Körper und meiner Seele unglaublich viel Kraft. Ich fühle mich als Teil der Natur. Das ist einfach pures Leben. Die Skiwochenenden holen uns auch als Familie immer wieder aus dem Elend der Krankheit und dem damit verbundenen Alltag. Es sind meine Highlights, und ich finde heraus, wie heilsam es für mich ist, dass ich mir in der Therapie auch noch andere schöne Erlebnisse schaffe. Ich treffe mich mit Freundinnen, gehe zur Maniküre oder sitze einfach mal ganz entspannt in der Sonne– alles Dinge, für die ich mir früher nie die Zeit genommen habe. Ich glaube, dass solche großen, aber auch die kleinen Auszeiten ganz wesentlich für den Heilungserfolg sind, denn sie lassen mich spüren, dass ich lebe!

Ströme der Heilung

Für mich ist klar, dass ich selbst aktiv zu meiner Heilung beitragen kann. Hinsichtlich der Frage, wie ich das tun kann, hat mir das Buch von Dr. Kelly Turner Neun Wege in ein krebsfreies Leben sehr geholfen und mir zudem viel Zuversicht geschenkt. Dr. Turner hat an Krebs erkrankte Menschen interviewt und begleitet, die aus Sicht der Schulmedizin als unheilbar galten und dennoch heute krebsfrei leben. In ihrer Forschungsarbeit hat sie festgestellt, welchen großen Anteil, neben den Themen Ernährung, Sport und Nahrungsergänzung, die seelische Ebene an der Heilung hat. Zur Aktivierung der eigenen Selbstheilungskräfte ist die Seele so wichtig.

Das gibt mir Anlass, selbst zu hinterfragen, wo mein Leben in eine Schieflage geraten ist und was mir der Krebs sagen will. Meine Freundin ist Reiki-Meisterin und bietet mir ihre Hilfe an, um Antworten zu finden und auf energetischer Ebene mit mir zu arbeiten. Ich bin überzeugt, dass es auf keinen Fall schaden kann, mich auf ihre Begleitung einzulassen.

Die Ärzte sagen mir, dass Brustschmerzen während der Therapie erst einmal keinen Anlass zur Sorge geben müssen, sondern auch ein Zeichen dafür sein können, dass sich der Tumor zurückzieht. Als ich nach jeder Reiki-Behandlung Schmerzen in der linken Brust spüre, nehme ich diese daher mit Freude an. Sie bestärken mich in dem Gefühl, dass die Reiki-Behandlung, die Arbeit mit der universalen Lebensenergie, meine Gesundung fördert und meine körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert. Und tatsächlich hilft mir die energetische Behandlung, innere Konflikte zu lösen, und ich erkenne, dass die Krankheit mein Weg ist, Heilung zu finden.

Zudem stoße ich auf den ganzheitlichen Ansatz des Neurologischen Integrationssystems (NIS), der eine ergänzende Therapie zur Schulmedizin bietet. Hierbei geht es darum, die Zellen positiv zu aktivieren. Mich beeindruckt sehr, dass sowohl meine Freundin als Reiki-Meisterin als auch der NIS-Arzt unabhängig voneinander die gleiche Ursache für meine Krebserkrankung sehen. Nicht zufällig ist der Tumor linksseitig, über dem Herzen: Ein Trauma aus meiner Kindheit will gesehen und geheilt werden.

Tiefe Transformation

Nach vielen Jahren wage ich es nun, mich mit der seelischen Verletzung, die ich als junges Mädchen erfahren habe, auseinanderzusetzen. Jetzt ist für mich die Zeit gekommen, mein inneres Kind zu heilen und diese Erfahrungen aufzuarbeiten. Dabei hilft mir die Arbeit mit dem Buch Das Kind in dir muss Heimat finden von Stefanie Stahl. Ich erkenne meine inneren Verletzungen und spüre, dass ich endlich loslassen muss, um mit der Vergangenheit und damit auch mit der Gegenwart Frieden schließen zu können und mich selbst zu heilen.

Ich mache viele geführte Meditationen, die mir helfen, das Erlebte zu verarbeiten und in die Tiefe meines Herzens zu transformieren. Mein Körper gibt mir schließlich zu verstehen, dass ich geheilt bin, deshalb höre ich auf meine Intuition und entscheide in Absprache mit meinen Ärzten, die letzte Chemoeinheit nicht mehr zu machen. Ich spüre eine unglaubliche Ruhe in mir und fühle, dass die Chemo ihre Aufgabe erfüllt hat, ebenso wie ich selbst. Ich bin bereit für einen Neuanfang. Nach vielen Gedanken und langen Gesprächen über mögliche Ursachen von Krebs schlussfolgere ich, dass es sicher nicht nur die eine Ursache gibt, die zum Ausflippen einer Zelle und dann zur Bildung von Krebs führt. Ich denke, es sind in der Regel verschiedene Dinge, deren Zusammenspiel dazu führen kann. Jeder Mensch muss für sich selbst erkennen, ob und wenn ja, an welchen Stellschrauben er drehen kann.

Bis zur letzten Chemo verliere ich durch das Fasten natürlich wahnsinnig viel Gewicht. Jetzt habe ich dafür aber einen Körper, den ich vorher nie hatte, und fühle mich total wohl. Die für die Heilung gewonnenen Erkenntnisse zur Bedeutung von Sport, gesunder Ernährung und Achtsamkeit sind feste Bestandteile meines täglichen Lebens geworden. Ich koche viel mehr frisch und heute überlege ich dreimal, ob ich nicht lieber etwas Gesundes esse, bevor ich in ein Croissant beiße.

Zwar sind meine Leukozytenwerte noch immer im Keller, aber dennoch bin ich fitter als je zuvor. Das zeigen auch meine regelmäßigen medizinischen Check-ups. Durch die Krankheit habe ich erst richtig Vertrauen in meinen Körper gewonnen. Ich danke ihm jeden Tag, weil er so großartige Arbeit geleistet hat.

Dr. Jeanette Dittmann

Abschied vom Krebs

Trotz all dem, was ich durchmachen musste, hadere ich nicht mit meinem Körper und auch nicht mit dem Krebs, sondern ich verabschiede mich ganz freundlich von ihm. Ich habe verstanden, was er mir sagen wollte. Aber jetzt darf er wieder gehen. Im Moment werde ich noch sehr engmaschig kontrolliert. Aber in meinem tiefen Inneren bin ich mir sicher, dass ich wirklich wieder richtig gesund bin und bleibe. Trotzdem kommen ab und zu auch einmal wieder Schreckminuten und Ängste auf, wenn die Narbe wehtut oder ich Berichte von Frauen höre oder lese, bei denen der Krebs zurückgekommen ist.

Nach etwas über einem Jahr habe ich wieder angefangen zu arbeiten und kehre auch sonst wieder zu meinem alten Leben zurück. Aber ich habe neue Angewohnheiten angenommen. Dank Corona habe ich das Homeoffice für mich entdeckt, was mir in meinem noch immer recht bewegten Alltag sehr hilft.

Von meinem Perfektionismus und meinem Hang, mich zu sehr stressen zu lassen, habe ich mich leider nicht ganz lösen können. Aber ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen und Pausen zu machen, ohne mich dafür schlecht zu fühlen. Außerdem haben wir Familienzuwachs bekommen, einen kleinen Mischlingshund. Er ist meine tägliche zusätzliche Frischluft- und Liebesdusche – und schließlich für uns alle ein wunderbarer Seelentröster.

Ich möchte meine Kinder noch mindestens so lange auf ihrem Weg begleiten, bis sie mich nicht mehr brauchen.

Neues Vertrauen in meinen Körper

Auf meinem Heilungsweg hätte ich mir gewünscht, dass die Schulmedizin mir mehr davon mitgegeben hätte, was ich selbst zu meiner Heilung beitragen konnte. Vieles musste ich selbst herausfinden. Dank der Unterstützung durch die begleitenden Maßnahmen konnte ich meinen “Therapieplan ohne größere Komplikationen einhalten, was alles andere als selbstverständlich ist.

Es ist schade, dass solche Informationen nicht in einer Datenbank gesammelt und den Betroffenen zugänglich gemacht werden. Außerdem sollte schon bei der Diagnostik abgefragt werden, ob vielleicht auch seelische Gründe wie Traumata, Schicksalsschläge oder ähnliches vorliegen können. Bestimmt könnte vielen Frauen besser geholfen werden, wenn sie wüssten, wo sie noch hinschauen müssten. Meinen Heilungsweg bin ich mit großer mentaler Stärke in vielen kleinen Schritten gegangen, immer einen Fuß vor den anderen setzend. Mir hat meine positive Zuversicht dabei sehr geholfen, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Mein Bild, wenn ich an den Krebs denke, ist: Ich gehe am Strand spazieren und mein Krebs schwimmt wieder raus ins weite Meer. Wir winken uns aus der Ferne zu und ich sage: „Bleib Du schön da hinten im Meer, ich bleibe hier am sicheren Strand.“ Es war und ist noch nicht meine Zeit, um zu gehen.

Ich liebe das Leben!

Wenn du mehr zu den Lebensheldinnen und dem Verein erfahren möchtest, schau unbedingt auf ihrer Website vorbei. Die inspirierenden Geschichten der Frauen sind auch in einem Buch gesammelt, welches nicht nur Frauen, die von der Krankheit betroffen sind, Mut machen soll.

#highfive

euer RealTalk-Team